Unter Parkhäusern, Tunneln und Lagerräumen schlummern ungenutzte Energiequellen. Das Start-up Enerdrape aus Renens VD hat eine Weltneuheit entwickelt: Paneele, die Abwärme und Geothermie in nachhaltige Heiz- und Kühlenergie umwandeln. Für diese Idee gewann das Unternehmen aus dem Kanton Waadt die AMAG Sustainability Challenge 2024.
Gemeinsam mit Firmen wie der AMAG können wir unterirdische Parkhäuser in etwas Grüneres und Nachhaltigeres verwandeln.
GeoGeothermie – das klingt nach tiefen Bohrungen, gewaltigen Maschinen und hohen Kosten. Doch es geht auch anders: Das Westschweizer Start-up Enerdrape hat eine Technologie entwickelt, die Wärmeenergie aus oberflächennaher Geothermie und Abwärme in unterirdischen Räumen wie Parkhäusern oder Tunneln nutzbar macht. Ohne grosse Bohrungen, ohne direkten Bodenkontakt – stattdessen werden die Paneele einfach an den Wänden oder Decken befestigt.
«Direkt unter unseren Füssen befindet sich eine riesige Energiequelle, die bisher kaum erschlossen ist», sagt Margaux Peltier, Geschäftsführerin und Mitgründerin von Enerdrape. Die Idee scheint naheliegend, ist aber eine Weltneuheit und könnte für Firmen wie die AMAG bei ihren Bestrebungen für eine nachhaltigere Mobilität zur wertvollen Ressource werden. «Auf der Suche nach Innovationen blickt man gerne zu den Sternen oder sonst wohin. Ab und zu lohnt es sich aber, auch einfach mal nach unten zu schauen», ergänzt die 30-Jährige mit einem Schmunzeln.
Energieversorgung der Städte neu denken
Die Absolventin der ETH Lausanne wusste früh, dass sie Nachhaltigkeit mit Technologie verbinden will. «Ursprünglich hatten wir ein Produkt für Neubauten im Sinn. Doch uns wurde schnell klar, dass wir Lösungen für bestehende Gebäude brauchen, wenn wir einen echten Impact erzielen wollen.»
Heute arbeitet Margaux Peltier mit ihrem sechsköpfigen Team daran, ihre Lösung einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Ihr Ziel: Enerdrape als führendes Unternehmen im Bereich nachhaltige Energienutzung zu etablieren – und dabei nicht nur Gebäude, sondern auch urbane Infrastrukturen wie Tiefgaragen nachhaltiger zu gestalten. «Wir sehen eine Zukunft, in der die Mobilitätsinfrastruktur nicht nur die Landschaft unserer Städte prägt, sondern auch deren Energieversorgung.»
Tiefgaragen grüner machen
Die Zahlen sprechen für sich: Ein Quadratmeter der von Enerdrape entwickelten Paneele liefert genug Energie, um etwa zehn Quadratmeter eines Gebäudes zu beheizen oder zu kühlen. Enerdrape macht damit unterirdische Räume zu nachhaltigen Energiequellen, die lokal genutzt werden können – ein Ansatz, der nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch den CO2-Ausstoss erheblich reduziert. Diese Fakten überzeugten auch die Jury der AMAG Sustainability Challenge 2024. «Natürlich ist es eine schöne Anerkennung», sagt Margaux Peltier über die Auszeichnung. «Gleichzeitig zeigt es uns das enorme Potenzial für Synergien im Mobilitätssektor auf. Gemeinsam mit Firmen wie der AMAG können wir unterirdische Parkhäuser in etwas Grüneres und Nachhaltigeres verwandeln.»
Gemeinsame Ziele
Das Thema Nachhaltigkeit verbindet Enerdrape und die AMAG Gruppe auf mehreren Ebenen. «Ich bin beeindruckt vom Engagement der AMAG im Bereich der Dekarbonisierung», betont Margaux Peltier. «Die Vision des Unternehmens ist ambitioniert, die Strategie klar. Indem die AMAG zudem Start-ups wie unseres unterstützt, leistet sie einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft.»
Ein konkretes Beispiel für die gemeinsamen Werte der beiden Unternehmen ist das Engagement für eine Kreislaufwirtschaft. Enerdrape setzt bei der Produktion seiner Paneele bewusst auf Aluminium – und damit auf ein Material, das sich leicht recyceln lässt. «Wir wollen schon heute Entscheidungen treffen, die langfristig nachhaltig sind – und das betrifft nicht nur die Nutzung unserer Technologie, sondern auch ihre Herstellung», erklärt Jungunternehmerin Peltier.
Genügend Raum für gute Ideen
Mit dem Gewinn der AMAG Sustainability Challenge hat Enerdrape nicht nur Anerkennung, sondern auch finanzielle Unterstützung in der Höhe von 50’000 Franken erhalten. Das Preisgeld fliesst zu einem Teil direkt in die Weiterentwicklung der Technologie, zum anderen ins Marketing. «Mit einem Produkt an den Markt zu gehen ist immer herausfordernd – und erst recht mit einer Innovation, die es zuvor noch nicht gab», weiss Margaux Peltier.
In den vergangenen zwei Jahren konnte Enerdrape bereits Installationen in der Schweiz, Frankreich, Spanien und den USA umsetzen. Doch für die Geschäftsführerin ist das erst der Anfang. «Jetzt geht es darum, mehr Menschen zu erreichen, neue Kunden zu gewinnen, mehr Paneele zu installieren und einen grösseren Impact zu erzielen.» Mit anderen Worten: Enerdrape will weiterwachsen und Innovationen vorantreiben. Margaux Peltier ist überzeugt: «Es hat immer noch genügend Raum für gute Ideen. Und manchmal liegen die besten direkt vor – oder sogar unter – unseren Füssen.»
Die AMAG Sustainability Challenge wurde 2024 ins Leben gerufen, um innovative Schweizer Start-ups zu fördern, die zur Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit in der Mobilitätsbranche beitragen. Der Wettbewerb richtet sich an Unternehmen mit Lösungen in Bereichen wie Cleantech, Energieeffizienz und Digitalisierung. Der Gewinner, Enerdrape, erhielt ein Preisgeld von 50'000 Franken sowie ein Elektroauto, das für ein Jahr genutzt werden kann. Zudem besteht die Möglichkeit einer Geschäftspartnerschaft mit der AMAG Gruppe und einer Beteiligung durch den AMAG Climate Fund.
Den zweiten Platz der AMAG Sustainability Challenge 2024 belegte 8inks – ein Start-up, das die nächste Generation von leistungsstarken und ressourcenschonenden Lithium-Ionen-Batterien entwickelt. Der dritte Platz ging an Exnaton, das Abrechnungslösungen für dezentrale Energiegemeinschaften entwickelt. Beide Unternehmen wurden mit Tickets für das Swiss Economic Forum 2025 belohnt, um sich mit führenden Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschaft zu vernetzen.